Berlin, im April/Mai 1996
Abstract
Der folgende Artikel soll einen Einblick in die im World Wide Web verfügbaren Suchmaschinen für Bibliothekssysteme geben (OPACs). Durch die Fülle der vorhandenen Server kann dies jedoch nur exemplarisch anhand einiger Beispiele geschehen.
Inhaltsverzeichnis
OPAC ist die Abkürzung für Online Public Access Catalog. OPACs werden verwendet, um auf den Datenbestand einer Bibliothek elektronisch zugreifen zu können. Die mit Abstand wichtigste Aufgabe ist dabei die Suche innerhalb der Datenbank. Um dies zu ermöglichen, bietet ein OPAC dem Benutzer unterschiedliche Varianten, seine Suchanfrage zu formulieren. Fast alle OPACs unterscheiden dabei zwischen der einfachen und der erweiterten Suche. Bei der einfachen Suche wird zumeist nach einem oder mehreren Stichworten gefragt, die dann in bestimmten Feldern der Datenbank gesucht werden. Auf die Auswahl der Felder hat der Benutzer zumeist keinen Einflu\xa7 .
Bei der erweiterten Suche hingegen steht dem Benutzer meist die komplette Abfragesprache der Datenbank zur Verfügung. Dies ermöglicht es, wesentlich präzisere Anfragen an eine Datenbank zu stellen, als dies bei der einfachen Suche möglich wäre. Als nachteilig erweist sich jedoch, da\xa7 zumeist eine genaue Kenntnis der verwendeten Abfragesprache gefordert ist.
Die meisten OPACs waren ursprünglich terminal-basiert und konnten nur lokal innerhalb einer Bibliothek verwendet werden. Mit der Verbreitung des Internets stellten viele Bibliotheken ihre Datenbanken auch einer breiteren Öffentlichkeit zur Recherche zur Verfügung. Dabei wurde der Zugang zu den Datenbanken zumeist über telnet oder gopher realisiert. Auch zum jetzigen Zeitpunkt sind die meisten Datenbanken ausschlie\xa7 lich über diese beiden Mechanismen zu erreichen.
In zunehmenden Ma\xa7 e werden mittlerweile jedoch auch Datenbank-Gateways zum World Wide Web realisiert und von den Bibliotheken ihren Benutzern zur Verfügung gestellt.
Dieses Papier stellt im Rahmen des CSLIB2000 Projektes der Technischen Universität Berlin verschiedene WWW OPACs vor.
Um einen Eindruck von der Grö\xa7 e der Datenbanken zu bekommen, wurden als Suchausdrücke ``Goethe'' bzw. ``MPEG'' verwendet. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst keine Fachdatenbanken abzufragen.
Die Ergebnisse einer Suche können unter Umständen innerhalb einer Datenbank stark von einander abweichen, in Abhängigkeit davon, wie die Anfrage intern bearbeitet wurde. So werden speziell bei den ``einfachen Suchen'' unterschiedliche Felder der dahinterliegenden Datenbank verwendet. Beispielsweise ist es möglich, da\xa7 bei einer Datenbank das Feld ``Autor'' mit in die Suche aufgenommen wird, während dies bei einer anderen Datenbank unter Umständen nicht der Fall ist.
Die Datenbank des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds setzt sich aus den Datenbeständen verschiedener Teilnehmer zusammen. Insgesamt befinden sich über 400 Bibliotheken in diesem Verbund, darunter viele Landesbibliotheken sowie 14 Universitätsbibliotheken. Der Bestand umfa\xa7 t momentan über 4 Millionen Titel, ca. 9 Millionen Bestandsnachweise sowie verschiedene andere Einträge. Der OPAC zu dieser Datenbank kann unter dem URL http://www.swbv.uni-konstanz.de/CGI/cgi-bin/opacform.cgi erreicht werden. Die Datenbank kann über zwei verschiedene Formulare abgefragt werden, die eine einfache bzw. erweiterte Suche erlauben (die Abbildung zeigt die einfache Recherche).
Das Formular für die einfache Suche stellt unter anderem die Möglichkeit bereit, nach Titel, Schlagworten oder Autoren zu suchen. Weiterhin können ein das Erscheinungsjahr oder die ISBN-Nummer des gesuchten Eintrags angegeben werden.
Das erweiterte Formular erlaubt eine Anfrage, bei der direkt auf die Anfragesprache der Datenbank zugegriffen wird. Dabei können die unterschiedlichen Felder mit und, oder oder und nicht verknüpft werden. Darüberhinaus ist es mögliche, verschiedene Suchbegriffe über Klammerung zusammenzufassen.
Die Anzeige der gefundene Einträge geschieht in einer für WWW entsprechend aufbereiteten Form. So ist es beispielsweise möglich, weitere Informationen über einen Autoren oder verwandte Themen direkt per Mausklick in den gefundenen Daten abzufragen. Dabei ist es nicht nötig, eine neue Anfrage an die Datenbank über das Formular zu stellen. Falls zu bestimmten Einträgen URL existieren, so werden dieses direkt angezeigt und können vom Benutzer abgerufen werden.
Der OPCA der Universitätsbibliothek Potsdam enthält zur Zeit ca. 190000 Datensätze (Stand April 1996) und ist unter dem URL http://info.ub.uni-potsdam.de/SFgate/index.html erreichbar. Wie bei den meisten OPACs ist auch hier eine einfache und eine erweiterte Suche möglich.
Im Gegensatz zu den meisten OPACs, erlaubt es der OPAC der UB Potsdam zwischen zwei verschiedenen Suchverfahren zu wählen. Bei der Angabe von plain als Suchverfahren mu\xa7 der Suchbegriff genau mit den Einträgen in der Datenbank übereinstimmen. Wird die Datenbank jedoch über soundex als Suchverfahren abgefragt, so werden auch Einträge gefunden, die dem Suchbegriff ähnlich sind. Das Formular zu einfachen Suche lä\xa7 t die Angabe von Titel, Verfasser und Erscheinungsjahr zu, wobei die einzelnen Einträge mit und miteinander verknüpft werden. Zusätzlich ist es möglich, nach einem Begriff im ganzen Datensatz suchen zu lassen.
Das erweiterte Suchformular lä\xa7 t eine direkte Eingabe der Suchanfragen zu. Dabei kann unter anderem angegeben werden, wie die einzelnen Felder zu verknüpfen sind, wie die Ausgabe aussehen soll und wieviele Dokumente maximal angezeigt werden sollen. Die Ausgabe der gefundenen Dokumente geschieht normalerweise in zwei Schritten. Im ersten Schritt werden die Titel der gefundenen Dokumente in einer Liste angezeigt. Nachdem die gewünschten Dokumente in dieser Liste markiert wurden, können die einzelnen Datensätze angefordert werden. Wird die erweiterte Suche verwendet, so lä\xa7 t sich das Ausgabeformat noch zusätzlich beeinflussen.
Der ABC-Bücherdienst sticht etwas aus dem Rahmen der hier vorgestellten OPACs hervor, da es sich hierbei um die Datenbank einer Buchhandlung handelt, über die die Bücher auch bezogen werden können. Die Datenbank enthält über eine Millionen Einträge aus Deutschland, den USA, Gro\xa7 britannien, Spanien und den Niederlanden.
Die Eingabemaske erlaubt die Angabe eines Stichworts bzw. Titels, eines Autoren, des Verlags, sowie einer ISBN-Nummer. Darüberhinaus ist es möglich, die Suche zusätzlich durch die Angabe einer Preisgrenze einzuschränken. Die Ausgabe erfolgt in Form einer Liste, aus der im nächsten Schritt die einzelnen Titel angewählt werden können. Zu diesem Titel werden ausführliche Informationen auf einer Extraseite angegeben. Ausgehend von dieser Seite, ist es möglich, nach weiteren Titeln des Autors oder des Verlages per Mausklick zu suchen.
Zusätzlich zu dieser einfachen Suche, ist es auch bei diesem OPAC möglich, die Datenbank direkt über die Abfragesprache zu befragen. Dabei können die einzelnen Feldern durch boolesche Operatoren miteinander verknüpft werden, Wildcards innerhalb einer Anfrage sind ebenfalls erlaubt.
Die Universitätsbibliothek Karlsruhe stellt einen OPAC zur Verfügung, der es erlaubt, die Datenbestände verschiedenen Bibliotheken abzufragen. Dazu gehören unter anderem die Badische Landesbibliothek sowie die Bibliotheken verschiedener Universitäten.
Bevor mit einer Anfrage begonnen werden kann, mu\xa7 die Datenbank, in der gesucht werden soll, vom Benutzer festgelegt werden. Bei der einfachen Suche können maximal drei Suchbegriffe über die Bedingungen und, oder und und nicht miteinander verknüpft werden. Als Feldnamen stehen Titel, Autor, Freitext, Schlagwort usw. zur Verfügung.
Neben dieser einfachen Suche wird auch bei diesem OPAC eine Expertensuche angeboten. Bei dieser Suche wird die Abfragesprache der Datenbank verwendet, die es erlaubt, beliebig viele Suchbegriffe miteinander zu verknüpfen. Ebenso wie bei der einfachen Suche, können auch hier Wildcards eingesetzt werden.
Die gefundene Einträge werde zunächst in einer Liste in Kurzform wiedergegeben. Genauere Informationen über einen Eintrag erhält man durch das Anwählen des entsprechenden Listenelements. Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, die angezeigten Titel direkt über WWW bei der Bibliothek auszuleihen. Dazu mu\xa7 sich der Benutzer des OPACs zunächst per User-Id und Passwort bei der Bibliothek anmelden. Darüberhinaus kann er seinen Kontostand sowie seine Vormerkungen für bestimmte Titel abfragen. Ebenso kann auch die Ausleihdauer für bereits ausgeliehene Titel verlängert werden.
VUBIS ist ein Netzwerk von Bibliotheken, an das zur Zeit zehn verschiedene Bibliotheken angeschlossen sind. Insgesamt enthält der Bestand ca. zwei Millionen Einträge. Um eine Suche starten zu können mu\xa7 zuerst der Datenbestand gewählt werden, in dem gesucht werden soll. Nachdem dies erfolgt ist, kann die Anfrage an die Datenbank in ein entsprechendes Formular eingetragen werden.
Dabei kann beispielweise nach einem Titel oder einem Autoren gesucht werden. Die Ausgabe der Suchergebnisse erfolgt auch bei diesem OPAC in mehreren Schritten. Im ersten Schritt werden die gefundenen Begriffe mit der dazugehörigen Treffenanzahl in einer Liste angezeigt. Wird beispielsweise nach ``goethe'' gesucht, so enthält die Liste den Suchbegriff ``Goethe'' mit 638 Treffen, sowie den Begriff ``Genius-Goethe'' mit einem Treffer usw. Dabei ist es nicht möglich, Wildcards bei der Suche anzugeben. In dieser Liste können die Begriffe markiert werden, die bei der weiteren Aufschlüsselung der Suchergebnisse verwendet werden sollen.
Im zweiten Schritt werden die Titel der gefundenen Einträge tabellarisch dargestellt. Um weitere Informationen zu einem Titel zu erhalten, stehen zwei verschiedenen Möglichkeiten zur Verfügung. Einerseits kann ein Titel direkt angewählt werden, woraufhin der vollständige Datensatz angezeigt wird. Ebenso ist es möglich, zunächst verschiedene Einträge zu markieren, um diese später vollständig anzeigen zu lassen. Zusätzlich können Einträge in einer ``Saved Document List'' abgespeichert werden. Diese Liste kann später per Mail an eine beliebige Adresse verschickt werden, dabei ist es möglich, das Format der Liste seine individuellen Wünschen anzupassen. Beispielsweise kann angegeben werden, in welchem Format die Daten in der Liste dargestellt werden sollen (sgml, html) und welcher Zeichensatz verwendet werden soll.
Wird ein Eintrag vollständig angezeigt, so kann ausgehend von diesem Eintrag nach weiteren, verwandten Themen oder Titeln gesucht werden. Wird beispielsweise auf den Autoren eines Buches geklickt, so werden automatisch alle Bücher dieses Autoren aus der Datenbank herausgesucht und stehen damit zur weiteren Recherche zur Verfügung.
Momentan wird von der Suchmaschine nur ein Formular angeboten, über welches alle Anfragen an die Datenbank erfolgen. Von der Funktionalität her stellt dieses Formular nur eine einfache Suche bereit. Eine erweiterte Suche, wie in vielen anderen OPACs, ist an dieser Stelle nicht möglich.
Im Gegensatz zu den meisten anderen OPACs, stellt dieser OPAC zusätzlich ein ``Subject Navigation Tool'' zur Verfügung. Diese Suchmöglichkeit erlaubt es, gezielt nach bestimmten Fachgebieten in einer Datenbank zu suchen. Dabei wird ausgehend von einem Oberbegriff in spezialisiertere Unterbegriffe verzweigt. Neben den Unterbegriffen werden auch Begriffe aus verwandten Gebieten angezeigt. Ist man beim gewünschten Thema angelangt, so kann über die normalen Suchverfahren in der Datenbank gesucht werden, wobei sich die Suche auf das entsprechende Gebiet einschränkt.
Eine der bedeutendsten Bibliotheken ist die Library of Congress mit etwa 3.8 Millionen eingetragenen Büchern, bzw. etwa 3.6 Millionen Namen. Die Suche in der Datenbank geschieht über ein Z39.50 Suchformular, welches unter dem URL http://lcweb.loc.gov/z3950/mums.html abgerufen werden kann.
Das Formular erlaubt es, bis zu drei verschiedenen Suchbegriffe mit und, oder oder und nicht zu verknüpfen. Dabei können Suchbegriffe aus unterschiedlichen Gebieten, beispielsweise einem Subject, einem Titel oder dem Namen einer Person, verwendet werden. Der Suchbegriff selbst kann entweder aus einem Wort, einer Liste von Worten oder einer Phrase bestehen.
Darüberhinaus wird zusätzlich noch ein Formular zur Verfügung gestellt, welches ein vereinfachtes Interface zur Datenbank realisiert. Hier genügt die Angabe eines Suchbegriffs und die Auswahl, ob nach einem Titel oder einem Personennamen gesucht werden soll. Zusätzlich kann angegeben werden, wieviele der gefundenen Datensätze ausgegeben werden sollen.
Die Ausgabe geschieht in Form eines reinen Textfiles, welches nicht weiter für den Gebrauch im World Wide Web aufbereitet ist. Es ist also nicht möglich, durch einfaches Anwählen eines Begriffes in der Ausgabe eine weitere Suche zu starten. Ebensowenig ist es möglich, sich die nächsten zehn Titel in der Liste anzeigen zu lassen. Befindet sich der gewünschte Suchbegriff nicht in dieser Liste, so mu\xa7 die Suche erneut gestartet werden, wobei diesmal der Ausgabebereich entsprechend eingegrenzt oder erweitert werden mu\xa7 .
Auch die Ausgabe der gefundenen Titel ist in vielen Fällen noch verbesserungswürdig, da zumeist nur eine Ausgabe im Textformat vorgenommen wird. Leider lassen die meisten OPACs keine weitere Suche ausgehend von den gefunden Einträgen zu. Möchte man beispielsweise nach Büchern eines bestimmten Autoren oder verwandten Themen suchen, so mu\xa7 die Anfrage neu formuliert werden.
Gerade bei den einfachen Suchformularen bleibt dem Benutzer die genaue Syntax der Datenbanksprache verborgen. Die ist im Normalfall zwar erwünscht, kann sich jedoch unter Umständen auch als nachteilig erweisen, da schwer zu kontrollieren ist, ob die Anfrage auch wie gewünscht an die Suchmaschine der Datenbank weitergegeben wurde. Als sehr hilfreich hat es sich daher erwiesen, wenn die Anfrage bevor sie zur Datenbank geschickt wird, nochmals in der Anfragesprache der Datenbank auf dem Bildschirm ausgegeben wird. Dies ermöglicht eine Korrektur der Anfrage, wenn keine Einträge in der Datenbank gefunden werden.