Elektronische Zeitschriften und elektronisches Publizieren Kurzreferat:Elektronische Zeitschriften und elektronisches Publizieren

Elektronische Zeitschriften und elektronisches Publizieren

Kurzreferat im Rahmen des CSLIB 2000 -Projektes

Inhalt:

  1. Traditionelle Art des Publizierens in gedruckten Zeitschriften
    1. Beziehung Verlag - Autor
    2. Qulitätskontrolle
    3. Publikationsgeschwindigkeit
  2. Preisanstieg und Zunahme wissenschaftlicher Literatur
    1. Verdopplung alle 10 Jahre
    2. Kostentransparenz
    3. Probleme der Langzeitarchivierung
    4. Kürzung staatlicher Mittel für Bibliotheken
  3. Auf dem Weg zur elektr. Bereitstellung und Verarbeitung von Dokumenten
    1. weltweite Vernetzung von Forschungszentren
    2. Veröffentlichung und Austausch von Preprints
    3. Kriterien für Annahme u. Ablehnung einer Publikation
    4. Neue Aufgabenverteilung zw. Verlag und Autoren
  4. Das Recht auf Urheberschaft(copyright) im WWW
  5. Der ACM Elektronic Publishing Plan
  6. Die Online-Journals
    1. JAIR
    2. und J.UCS
  7. Derzeit angebotene elektr. Zeitschriften
  8. Literatur

Traditionelle Art des Publizierens in gedruckten Zeitschriften

Beziehung Verlag - Autor

Die traditionellen Aufgaben eines Verlages sind Satz,Druck und die Distribution in Form von "Heften" sowie das Marketing. Weiterhin fallen in Ihr Aufgabengebiet das Aufspüren guter im Entstehen begriffener Literatur und die Ermunterung potentieller Autoren zur Abfassung spezifischer Beiträge zu den entsprechenden Wissenschaftsfeldern. In Ihrer Rolle sind die Verlage Informationsvermittler.

Die Wissenschaftler erbringen die redaktionelle Arbeit als Autoren, als Herausgeber für die Auswahl geeigneter Texte und als Referenten für die Qulitätskontrolle. Sie sind die eigentlichen Produzenten von "Information".

Qualitätskontrolle

Autoren reichen ihre Manuskripte der jeweiligen Zeitschrift ein.

Diese werden dann von einem Mitglied des Herausgebergremiums einem "Gutachter", der dem Autor anonym bleibt, zur Beurteilung vorgelegt.

Der Gutachter ist ein auf diesem Gebiet besonders erfahrener und bewandeter Wissenschaftler, der nicht unbedingt dem Herausgebergremium angehört.

Er beurteilt die Publitationswürdigkeit der Arbeit. Anhand dieses Gutachtens trifft das Gremium die Entscheidung über den Druck des Manuskriptes.

In Zweifelsfällen können auch mehrere Gutachter herangezogen werden.

Publikationsgeschwindigkeit

Auf dem traditionellen Wege vergehen oft 2 bis 3 Jahre, ehe ein Artikel publiziert ist und ein weiteres Jahr bis er in einer speziellen Datenbank recherchierbar und gleichzeitig in einer Bibliothek bestellbar/archivierbar ist.

Dieses ist einerseits der zeitraubenden technischen Verfahren der Umsetzung des ursprünglich auf elektronischen Trägern verfügbaren Produkts auf Papier geschuldet, anderseits aber auch einer Begutachterprozedur, die eine aufwendige Versendung von Arbeitskopien an Spezialisten erfordert, die ebenfalls mehrere Runden durchlaufen kann.

Preisanstieg und Zunahme wissenschaftlicher Literatur

Verdopplung alle 10 Jahre

Kostentranparenz

Wie schon anfangs beschrieben, nimmt die Zahl wissenschaftlicher Publikationen stark zu; dadurch werden die Inhalte der Zeitschriften erheblich größer, was unter anderem zu Preissteigerung durch die Verlage und zu zeitlichen Verzögerungen bei der Drucklegung führt.

Probleme der Langzeitarchivierung

Die Aufgaben der Bibliotheken sind traditionell, Literatur zu sammeln, zu archivieren und für den Benutzer verfügbar zu machen.

Da in den nächsten Jahrzehnten mit einem immensen Wachstum an wiss. Literatur zu rechnen ist, bedeutet das auch, daß immer mehr Publikationen zu archivieren und zu erschließen sind. Die entsprechenden Archivspeicher müßten diesem Trend folgend ständig vergrößert werden.

Dem gegenüber steht aber, daß nicht genügend Geld für die Beschaffung, nicht genügend Bibliothekskräfte zur Bearbeitung der Anschaffungen und schließlich nicht ausreichend "Platz" vorhanden ist. Selbst Bibliotheken, die heute annähernd die gesamte Literatur sammeln können, werden dazu bald nicht mehr in der Lage sein.

Ein Ausweg scheint die elektronische Dokumentenlieferung zu sein (jedoch nicht, wenn am Ende der Kette das traditionelle Publikationswesen ansetzt und doch wieder papierorientiert publiziert wird).

Die vollelektronische Archivierung ist aufgrund des Preisverfalls bei elektronischen Speichern und der dafür notwendigen Hardware sehr viel kostengünstiger und platzsparender als die Archivierung auf Papier. Nur sollte das Papier nicht vollständig aufgegeben werden; im Bereich der langfristigen Archivierung von hochwertigem Material (Monographien und Journale) erfüllt es nach wie vor seinen guten Zweck.

Kürzung staatlicher Mittel für Bibliotheken

Auf dem Weg zur elektronischen Bereitstellung und Verarbeitung von Dokumenten

Weltweite Vernetzung von Forschungszentren

Veröffentlichung und Austausch von Preprints

Kriterien für die Annahme und Ablehnung einer Publikation

Neue Aufgabenverteilung zwischen Verleger und Autor

Die neuen Publikationsformen werden die herkömmlichen Aufgaben der Verlage einerseits und der Bibliotheken andererseits stark betreffen und verändern. Bei den möglichen Änderungen im Publikationswesen soll nicht auf die Erfahrung der Verlage wie z.B. den breiten Vertrieb von Literatur sowie die erarbeitete Qualität und Akzeptanz wissenschaftlicher Werke durch sachkundige Betreuung fachkundiger Mitarbeiter verzichtet werden.

Das Recht auf Urheberschaft im WWW

Wissenschaftliche Publikationen sind geistiges Eigentum der Autoren, daß durch geregeltes Urheberrecht geschützt werden muß. Das ist zur Zeit auf internationalen Datenleitungen nicht ohne weiteres gesichert; Dokumente sind leicht manipulierbar und können in veränderter Form weiterverbreitet werden. Eine unkontollierte Wucherung von Informationen ist denkbar, die einem zu schützendem Wissensgut wenig entsprechen.

Einige wissenschaftliche Zeitungen betonen, daß alleine die Autoren für die Sorgfältigkeit und Richtigkeit ihrer Beiträge verantwortlich sind, und daß weder der Autor noch der Verlag oder unterstützende Institutionen für eventuellen falschen Gebrauch der aus der Zeitschrift entnommenen Information haftbar sind (Complexity International).

ACM internes Copyright-Verfahren: Grundannahmen über den copyright-Charakter von elektronischen Übertragungen:

Copyright Notice: Jedes Dokument, das das ACM-Copyright besitzt und anderweitig in Erscheinung tritt, muß mit der ACM Copyright Notice versehen werden (permission@acm.org).

Forderung des Copyright für ACM: Die Autoren geben das Copyright zu Zwecken der Veröffentlichung eigener Arbeiten an ACM ab und kennzeichnen ihre eigenen Kopien mit der ACM Copyright Notice.

Vorentwürfe einer Arbeit und die veränderten Versionen, die dann von ACM publiziert werden, müssen auf die ACM-Version per Link verweisen.

Autoren, die kopiergeschützte Teile Dritter in ihre Arbeit aufnehmen, sind verpflichtet, die Erlaubnis dazu selbst einzuholen- inklusive der Erlaubnis, daß ACM es weiterverbreitet; das ACM Copyright bezieht sich trotzdem nur auf die Arbeit des Autors und nicht auf die Teile Dritter.

Links

Rechte, die bei den Autoren bleiben Zugriffslizenzen

Der ACM Elektronic Publishing Plan

Die ACM (Association for Computing Machinery) ist eine der größten Fachgesellschaften und gleichzeitig Verleger von Literatur der "Computer Science". In dem sich ändernden Publikationswesen, gesteuert durch die globalen elektronischen Netzwerke, sieht die ACM die Möglichkeit, daß nicht nur einzelne Verlagshäuser drucken und Information verteilen können, sondern dieses auch von allen Netzbenutzern zu geringen Kosten und in kurzen Zeitspannen getan werden kann.

Die betriebene Praxis, Preprints in Netzen zu verbreiten, beschleunigt nicht nur die Veröffentlichung wissenschaftlicher Resultate, sondern könnte auch die Qualtät der Arbeiten dadurch verbessern, daß man sie einer breiteren Kritik aussetzt als nur der einiger Referenten. Die ACM unterstützt derartige Experimente (Preprint Server etc.), auch wenn dadurch erhebliche Fragen - wie z.B. rechtlicher Art, Copyright - aufgeworfen werden.

Das bisherige Publikationswesen sieht sie in Frage gestellt. Manche Papier-Journale sind nur noch für wenige Spezialisten interessant, es sind geradezu "write-only-journals" geworden. Die ACM hat bis Ende 1996 vor, alle ihre Publikationen in strukturierte Datenbanken zu überführen. Die heutigen "Volumes" und "Issues" gibt es dann nicht mehr. Aus den Journalen werden "streams", die in Form von Kategorien in Datenbanken recherchierbar sein werden. Statt dessen erwerben Personen das Recht auf Nutzung durch einen Lizenzvertrag. So können auch Interessenprofile definiert werden, anhand derer die bereffenden Personen automatisch über bestimmte Gebiete informiert werden.

Weiterhin wird ein neues Spektrum an Dienstleistungen vorbereitet (searching,extracting, repackaging), die auf den neuen Publikationsarten wie Hypertexten mit Multimedia- Informationen und Journale mit ablauffähigen Algorithmen arbeiten. Eine "Virtuelle Bibliothek" soll den Zugriff auch auf Datenbanken anderer Träger ermöglichen, z.B. auf die des IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers). Es soll zwischen Publikationen für Spezialisten -Track 1- und solchen für eine breitere Leserschaft -Track 2- unterschieden werden.

Durch ein angepaßtes Begutachtungswesen will sie den "publication delay" reduzieren, ohne jedoch Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Ab dem Frühjahr 1995 sollen Publikationen nur noch elektronisch vorgelegt werden und nach deren Annahme (in SGML) in die suchbare "ACM Digital Library" überführt werden. Zielsetzung dafür ist die Entwicklung entsprechender Authentifizierungsmechanismen und die Überführung all ihrer Journale in Online-Form. Dadurch können Druckkosten gespart werden, die dann bei Bedarf der Leser trägt.

Das Online-Journal JAIR

Journal of Artificial Intelligence Research

a)Beschreibung/Selbstdarstellung

Das JAIR ist eine nichtkommerzielle elektronische Zeitschrift, welche der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel aller Bereiche der Künstlichen Intelligenz dient. Es ist sowohl über das Internet erreichbar als auch in Papierform erhältlich. Gegenüber traditionellen Zeitschriften bietet das JAIR folgende Vorteile:

b)Veröffentlichung

Das JAIR veröffentlicht nur Artikel höchster Qualität. Diese sollten Ergebnisse beschreiben, die sowohl theoretische als auch praktische Signifikanz besitzen. Besonders willkommen sind kurze Artikel höchster Qualität als Ergänzung zu längeren Artikeln, wie sie gewöhnlich in KI-Magazinen erscheinen. Ebenso werden Forschungsnotizen - prägnante Artikel, die frühere Arbeiten ergänzen oder bewerten, veröffentlicht.

c)aktueller Stand

Mittlerweile existieren 3 Ausgaben des Journals of AI Research (JAIR).

Volume 1 enthält Artikel von August 1993 - Juli 1994,

Volume 2 enthält Artikel von 7'94 - 5'95 und

Volume 3 ist die neueste Ausgabe mit Artikeln ab Juni 1995.

In einem Gesamtinhaltsverzeichis sind alle Artikel mit abstracts aufgelistet. Aus diesem heraus ist es möglich, sich die PostScript-Versionen der Artikel anzeigen zu lassen [sofern mensch die Geduld hat, zu warten ...]. Ein Autorenindex ermöglicht die Suche nach Artikeln bestimmter Verfasser. Dafür sind Sprünge an die entsprechende Stelle im Inhaltsverzeichnis gedacht. Leider existieren keine Verweise zu eventuellen homepages der Autoren.

Grob gesagt existiert neben den Artikeln ein Geflecht von HTML-Dateien, die aufeinander verweisen und somit eine Vielzahl von Wegen zu den verschiedenen Inhaltsverzeichnissen, Texten, Anhängen und Kommentaren erlauben.

Zur Zeit besteht die Möglichkeit, Kommentare zu den einzelnen Artikeln abzugeben, welche im Inhaltsverzeichnis abgelegt werden. Dies ist ein Experiment für die nächsten Monate.

Sobald die Grösse des JAIR dies sinnvoll erscheinen läßt, sollen einfache Suchmöglichkeiten nach Zeichenketten in den Artikeln angeboten werden

d)Zugriff, Umgang und Kosten

Die URL des JAIR lautet: http://www.cs.washington.edu/research/jair/home.html. Das Journal kann kostenlos gelesen und in Papierform bestellt werden.

e)Links

Vom JAIR werden Links zu folgenden KI-Seiten im WWW angeboten, die ihrerseits wiederum Einstiegsmöglichkeiten bieten:

Das Online-Journal J.UCS

Das Journal of Universal Computer Science (J.UCS) ist eine elektronische Zeitschrift, die 1994 von H. Maurer an der TU Graz ins Leben gerufen wurde. Es verwendet das dort entwickelte Hyper-G System [1] und ist offen für Artikel aus allen Bereichen der Informatik.

J.UCS erscheint monatlich und ist über 60 sogenannte foundation servers weltweit verfügbar, zusätzlich gibt es jedes Jahr eine CD-ROM sowie eine gedruckte Ausgabe beim Springer-Verlag. 1995 und 1996 ist der Zugang noch frei, danach wird eine Lizenz erforderlich, die aber auch an Institute und Universitäten vergeben werden kann.

Die Zeitschrift bietet verschiedene Zugriffsmöglichkeiten, neben Inhaltsverzeichnissen und Stichwortsuche ist dabei vor allem die Verwendung der ACM Computing Reviews Classification hervorzuheben. Alle Artikel sind als Hypertexte und Postscript-Dateien vorhanden.

Bei den Artikeln soll das Niveau der gedruckten Fachzeitschriften gewahrt bleiben, J.UCS besitzt deshalb ein extrem großes editorial board , in dem 160 Fachleute aus allen Bereichen der Informatik vertreten sind. Jeder Artikel wird von mindestens zwei Gutachtern beurteilt, auch Anmerkungen und Zusätze zu Artikeln müssen genehmigt werden.

Eindruck

Die bisherigen Ausgaben von J.UCS erreichen durchaus das professionelle Niveau gedruckter Fachzeitschriften. Jede Ausgabe enthält etwa 5-10 Artikel zu unterschiedlichen Themen, so daß der Anspruch der "Universalität" erfüllt ist, allerdings sind Themen der theoretischen Informatik dabei etwas überrepräsentiert. Die Qualtität der Artikel entzieht sich in den meisten Fällen unserer Beurteilung, aus diesem Grund konzentrieren wir uns auf die Ausgabe 4/95 , die sich schwerpunktmäßig mit Hypermedia-Systemen beschäftigt.

Die Zugriffszeit z.B. über den foundation server am Berliner Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik ist sehr gering, dieses Konzept sollte von anderen elektronischen Zeitschriften unbedingt übernommen werden. Auch die Umsetzung in Hypertexte erscheint gelungen, nur die mit gzip komprimierten Postscript-Dateien konnten mit den vorhandenen html-browsern nicht automatisch dekomprimiert werden. Kritisch anzumerken wäre vor allem, daß für den Benutzer zu viel von der technischen Realisierung sichtbar wird: alle Artikel erscheinen dreifach, jeweils als Hypertext und als Postscript-Dateie im Inhaltsverzeichnis und noch einmal in den Hyper-G directories .

Literatur

  1. Andrews K., Kappe F.: The Hyper-G Network Information System. J.UCS Vol. 1, No. 4; April 28, 1995
  2. Maurer H., Schmaranz K.: J.UCS - The Next Generation in Electronic Journal Publishing. J.UCS 0/94

Derzeit angebotene Fachzeitschriften

Über WWW werden derzeit eine Reihe von Fachzeitschriften elektronisch angeboten. Einige davon sind komplett online recherchierbar, die meisten aber halten nur das Inhaltsverzeichnis und die abstracts der Artikel bereit. Die Bemühungen auf dem Gebiet, komplette Zeitschriften online zu führen, sind enorm. So sind fast wöchentlich Ankündigungen von Verlagen oder Institutionen zu lesen, in naher Zukunft online-journals über WWW bereitzustellen.

Hier einige Adressen von E-Journals:

Literatur

Ulf Rehmann: Pilotprjekt zur Führung von elektronischen wissenschaftlichen Zeitschriften durch Bibliotheken

Karl-Heinz Hoffman: Die bibliothekarische Versorgung der Hochschulen im Zeitalter der elektronischen Medien; Aufsatz in ABI- Technik 15,1995,Nr.2

Martin Grötschel/Joachim Lügger: Wissenschaftliche Kommunikation am Wendepunkt -Bibliotheken im Zeitalter globaler elektronischer Netze-, in ZfBB 42,1995,3


CSLIB2000 Gruppe 14