Kurzreferat zum Projekt CSLIB2000

Die klassische Bibliothek

Eine gute Bibliothek im Sinne einer schlechten Bibliothek [...] muß zunächst und vor allem ein ungeheurer Alptraum sein, ein totales Horrorgebilde [...]. (Umberto Eco)


Bibliographische Angaben

Thema
Die klassische Bibliothek
Gruppennummer/Gruppenname
12/miauh
Gruppenmitglieder
Melahat Elis, Uzay Mericten, Esmaeil Salari, Asuman Sünbül, Holger Westphal
Kontakt
elis,megadeth,salari,suenbuel,pumuckel
Zusammenfassung
Neben einer Klärung des Begriffs der Bibliothek und unserer Interpretation des Begriffs der klassischen Bibliothek wird ein Überblick über die Literatursuche und die Suchmittel in der klassischen Bibliothek gegeben, welcher, ausgehend von einer Problemerörterung der Literatursuche, bibliothekarische Grundbegriffe vermitteln soll.
Vortragsfolien
Die Vortragsfolien werden gesondert zur Verfügung gestellt.
Literatur
Umberto Eco: Die Bibliothek Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen, Magarethe Rehm: Lexikon Buch Benutzerführer Universitätsbibliothek der TU,
Glossar
Die Erläuterung von Fachbegriffen erfolgt direkt durch Link in das Gemeinsame CSLIB2000-Glossar.

'Klassische Bibliothek' (in diesem Referat)

Interpretation
Wir verstehen unter einer klassischen Bibliothek eine Bibliothek wie sie heute üblich ist und verzichten auf eine historische Betrachtung sowie auf moderne Entwicklungen.

Begriff der Bibliothek (in diesem Referat)

Begriffsklärung:
Unter einer Bibliothek im klassischen Sinne versteht man Sammlung von Büchern oder anderen Materialen und auch den Bau (Raum) zu deren Aufbewahrung sowie die Organisation zu deren Verwaltung.
Herkunft:
griechisch
eigentlich:
Bücherkasten, Büchergestell
verwendet für zunehmend verschwindend:
Bücherei
bestandsreichste Bibliotheken:
Lenin-Bibliothek, Saltykov-Scedrin-Bibliothek, Library of Congress
bestandsreichste in Berlin:
Deutsche Staatsbibliothek, Staatsbibliothek, Universitätsbibliothek, Universitätsbibliothek der FU-Berlin

Klassische Dreiteilung (Bibliotheksgebäude)


Auswahl bedeutender Bibliotheken (nach Anzahl Bänden)

Lenin-Bibliothek
Stadt:
Moskau
Bestand in Bänden:
30.000.000 (inklusive Zeitschriftenhefte nach sowjetischer Zählung)
Saltykov-Scedrin-Bibliothek
Stadt:
Sankt Petersburg
Bestand in Bänden:
28.500.000 (inklusive Zeitschriftenhefte nach sowjetischer Zählung)
Library of Congress
Stadt:
Washington D.C.
Bestand in Bänden:
26.000.000

Auswahl Berliner Bibliotheken (nach Anzahl Bänden)

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus 1 (ehem. Deutsche Staatsbibliothek)
Stadt:
Berlin (ehem. Ost)
Bestand in Bänden:
6.900.000
Staatsbibliothek zu Berlin, Haus 2
Stadt:
Berlin
Bestand in Bänden:
3.700.000
Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität
Stadt:
Berlin (ehem. Ost)
Bestand in Bänden:
2.400.000
Universitätsbibliothek der FU-Berlin
Stadt:
Berlin
Bestand in Bänden:
2.000.000

Literatursuche und Suchmittel (in diesem Referat)

Kontext
Die klassische Bibliothek
Intention der Darstellung
Überblick über wichtige Stationen bei der Literatursuche und Vermittlung von bibliothekarischen Grundbegriffen
Gliederung der Darstellung

Ausgangslage (im Rahmen der Literatursuche)

Intention der Analyse
Bevor die zentralen Stationen der Benutzung einer Bibliothek skizziert werden sollen, ist es sinnvoll, sich Ziele und Präferenzen des Literatursuchenden zu vergegenwärtigen, um die einzelnen Stationen als Entscheidungsprobleme für den Suchenden in einer Umwelt (Bibliothek) verstehen zu können.
Komponenten

Wissen und Präferenzen (als Teil der Ausgangslage)

bekannte Bücher:
die wichtigsten biliographischen Angaben (Titel, Autor) zu interessierenden Büchern sind bekannt
vorhandene Bücher:
es sind bereits Bücher/Artikel zu einem interessierenden Thema vorhanden, die eventuell Literaturhinweise enthalten
Sachgebiet:
das Informationsbedürfnis läßt sich bereits wissenschaftlich mehr oder weniger exakt beschreiben bzw. einordnen
Fachausdrücke:
es sind bereits Begriffe bekannt, die einen Gegenstand präzise bezeichnen
Anspruch:
es bestehen Vorstellungen bzgl. Wissenschaftlichkeit und Vollständigkeit des gesuchten Materials
Vorwissen:
es besteht der Bedarf an einer Einführung oder einer vertiefenden Darstellung
Sprachkenntnisse:
es sind nur Publikationen in bestimmten Sprachen gewünscht (mit Vorlieben)
Aktualitätsanspruch:
es besteht nur Interesse an den neuesten Ergebnissen (Forschung)
Dringlichkeit
es gibt einen Zeitpunkt, bis zu dem die gesuchte Literatur spätestens verfügbar sein sollte
weitere:
es gibt bestimmt noch weitere Einflußfaktoren und die genannten können wahrscheinlich noch besser strukturiert werden

Ziel (als Teil der Ausgangslage)

Formulierung
Das Ziel besteht im Verfügbarmachen von zum Wissen und den Präferenzen des Literatursuchenden passenden Büchern/Texten.
Bedeutung
Es muß die Möglichkeit des Lesens, Bearbeitens, Vergleichens, Einarbeitens in eigene Vorhaben und erneuten Lesens von interessierendem Material geschaffen werden. Dies erfordert je nach Umständen die zeitlich begrenzte oder unbegrenzte, räumlich eingeschränkte oder uneingeschränkte Nutzbarkeit dieses Materials oder einer Kopie davon durch den Literatursuchenden.

Kennzeichnung des Vorgangs (als Teil der Ausgangslage)

Deutungsversuch
Bei dem Versuch, sein Ziel zu erreichen, trifft der Literatursuchende zwangsläufig auf die Strukturen und Einrichtungen des Bibliothekswesens. Diese Strukturen haben sich historisch entwickelt und ihr eigenes Begriffssystem hervorgebracht. Die heute verfügbaren Einrichtungen sprechen durch ihre Eigenschaften und Möglichkeiten ihre eigene Sprache, die sich mitunter deutlich von der durch sein Wissen und seine Präferenzen bestimmten Sprache des Literatursuchenden unterscheidet.

In diesem Sinne kann die Verfolgung des Ziels durch den Literatursuchenden als Übersetzungsvorgang von der Sprache des Literatursuchenden in die Sprache der klassischen Bibliothek verstanden werden.

Zwischenstufen
Zentrale bibliothekarische Grundbegriffe kennzeichnen wichtige Zwischenstufen bei der Verfolgung des Ziels durch den Literatursuchenden: Literaturnachweis, Bestandsnachweis, Ausleihe.

Wichtige Entscheidungsprobleme (im Rahmen der Literatursuche)

Intention der Darstellung
Unabhängig von einer speziellen Bibliothek und den speziellen Zielsetzungen eines die Infrastruktur der klassischen Bibliothek benutzenden Literatursuchenden sollen die wichtigsten Stationen dieser Infrastruktur gestreift werden und auf diese Weise ein Einstieg in die bibliothekarische Begriffswelt gefunden werden.
Rechtfertigung für die Vorgehensweise
Zu diesem Zweck greifen wir jene Etappen der Literatursuche heraus, bei denen der Literatursuchende vor einem Entscheidungsproblem steht, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß er abhängig von seinem Wissen und seinen Präferenzen und den jeweiligen Gegebenheiten der entsprechenden Bibliothek eine Auswahl zwischen mehreren (Handlungs-)Alternativen hat.

Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, daß sie die Darstellung der wichtigsten Bibliothekseinrichtungen und ihrer Anwendung gestattet, ohne den Zusammenhang zu der Zielsetzung des Literatursuchenden zu verlieren.

Behandelte Punkte

Bibliotheksauswahl (als Entscheidungsproblem)

Inhalt
Wahl einer konkreten Bibliothek in Abhängigkeit von der Ausgangslage und Wissen über die Bibliotheken
Notwendigkeit
Es existieren sehr unterschiedliche Bibliothekstypen (z.B. öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Fachbibliotheken), in unterschiedlichen Größen( kleine, große), und für den Benutzer gut oder weniger gut erreichbare Bibliotheken (nah, fern).
Vorgehensweise
Wir konzentrieren uns aus Zeitgründen auf die Entscheidungsprobleme innerhalb einer Bibliothek, da die Bibliotheksauswahl selbst bereits ein u.U. kein einfacher Punkt ist.

Katalogauswahl (als Entscheidungsproblem)

Inhalt
Wahl eines bibliothekarischen Auskunftsmittels in Abhängigkeit von Ausgangslage und Angebot der Bibliothek
Notwendigkeit
Es existieren viele unterschiedliche Auskunftsmittel (Kataloge), die jeweils nur zur effizienten Beantwortung von spezifischen Fragestellungen geeignet sind.
Vorgehen
Es wird eine Auswahl von Entscheidungshilfen gegeben.

Entscheidungshilfen (Katalogauswahl)

Titel und Autor bekannt?
Alphabetischen Katalog benutzen
Sonder- oder Teilkataloge vorhanden?
Relevanz klären
Lokal kein Erfolg und/oder Verbundkatalog vorhanden?
Verbundkatalog benutzen
Sachgebiet vorhanden?
Systematischen Katalog benutzen
Schlagwörter bekannt?
Schlagwortkatalog, Kreuzkatalog benutzen
Unselbstständig erschienene Literatur Aktualitäts-, Vollständigkeitsanspruch?
Bibliographien, Datenbanken (CD-ROM, Online-Recherche) benutzen
Kein befriedigendes Ergebnis?
Mitarbeiter fragen
sonst
nächste Bibliothek auswählen, aufsuchen und entsprechend ihrem Angebot erneut mit der Wahl eines Auskunftsmittels beginnen

Klärung der Relevanz von Sonder- und Teilkatalogen

Inhalt
Auswahl derjenigen Sonder- (s.u.) und Teilkataloge, die neben dem Hauptkatalog relevant sein könnten
Notwendigkeit
Häufig exisitieren neben dem Hauptkatalog noch nach Medien oder Aufnahmejahr getrennte Sonder- und Teilkataloge (z.B. Zeitschriftenkatalog, neuer/alter Alphabetischer Katalog).
Vorgehensweise
Man verschafft sich durch Informationsschriften oder durch das Gespräch mit den Mitarbeitern einen Überblick über die wichtigsten, vorhandenen Kataloge.

Titelauswahl (als Entscheidungsproblem)

Inhalt
Auswahl aus einer Liste von Titeln (bzw. bibliothekarischen Angaben, also formalen Beschreibungen vor Büchern)
Notwendigkeit
Es gibt mehrere Situationen, in denen der Literatursuchende mit einer Liste von Titeln konfrontiert wird:
Vorgehensweise
Die Auswahl erfolgt (manuell) durch Bewertung der präsentierten Titel bzgl. ihrer Relevanz vor dem Wissen und den Präferenzen des Literatursuchenden.

Buchauswahl (als Entscheidungsproblem)

Inhalt
Auswahl aus einer Menge von Büchern, die zumindest kurzzeitig verfügbar sind aufgrund ihres Inhalts (nicht nur aus einer Menge von Buchbeschreibungen, siehe Titelauswahl)
Notwendigkeit
Der erfolgreiche Literatursuchende wird zu einem späten Zeitpunkt seiner Bemühungen schließlich über eine Menge von Büchern zumindest kurzzeitig verfügen können. Er wird sich entscheiden müssen, ob er sich mit einem vorliegendem Exemplar tiefergehend befassen will, es sich also längerfristig verfügbar machen möchte.
Vorgehensweise
Voraussetzung ist die kurzfristige Verfügbarkeit des Exemplars. Vorwort, Zusammenfassung, Inhaltsverzeichnis, Index und Inhalt werden entsprechend Wissen und Präferenzen des Literatursuchenden durch Aufschlagen/Lesen des Exemplars von diesem bewertet.

Kurzfristige Verfügbarmachung (zur Buchauswahl)

Inhalt
Auswahl einer Aktion, die ein Exemplar zugänglich macht, in Abhängigkeit von den vorliegenden Informationen zu diesem Exemplar und dem Angebot der entsprechenden Bibliothek
Notwendigkeit
Ermittlung von Informationen über ein Buch und physikalischer Zugriff auf ein Exemplar sind in der klassischen Bibliothek weitgehend getrennt.
Vorgehensweise

Langfristiges Verfügbarmachen eines Buches (als Entscheidungsproblem)

Inhalt
Auswahl einer Aktion zur Sicherung der exklusiven Nutzung eines Exemplares für eine längere Zeit (mehrere Tage oder Wochen) in Abhängigkeit von Vorbedingungen und Angebot der Bibliothek
Notwendigkeit
Da das Kopieren eines Buches relativ aufwendig ist, bleibt zum Erreichen des Ziels des Literatursuchenden nur der exklusive Besitz des Exemplares und (möglichst) die Nutzung in der angestammten Arbeitsumgebung.
Vorgehensweise